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SPEX 7/03
Blank feat. Raymond Pettibon
"Kick out the jams", kennen wir irgendwo her, "motherfucker".
Hardcorde Improvisation bester Dekonstruktion trifft auf bitterböse
Kunst. Die Frankfurter Band Blank um Oliver Augst (Elektronik, Stimme),
Christoph Korn (E-Gitarre) und Rüdiger Carl (Klarinette, Klaviola,
Drum machine) trifft auf den amerikanischen Künstler raymond Pettibon
(u.a.
Coverart für Black Flag und Minutemen). Eine Quartettaufnahme mit
drei Musikern, dazu ein Künstler, der Textfragmente/Zitate durch
die Gegend schleudert. Anarchie und Noise. Schmutzig verzerrte Gitarren
im
halbierten Hardcore-Takt - und das alles im gediegenen Rahmen der Kölner
Philharmonie. Der Applaus des Publikums, welches eigentlich zu einer Preisverleihung
in den Klassiktempel kam, bleibt zögerlich. "Put up your
damn hands." Postmoderne Publikumsbeschimpfung. Selten klang die
Reduktion aufs Wesentliche angemessener und
provokanter. Rough and straight. MC5 ohne Bombast. Reduktion auch in der
Laufzeit. 24 Minuten dauert die Performance, der Hochspannungsbogen wird
aufrecht gehalten und entlädt sich in dem smashigen Schlussakkord:
"We're an american band." J Mascis hätte seine wahre Freude
gehabt an der konzertierten, konzentrierten Aktion. Mehr geht einfach
nicht. Und noch was: Der Repeat-Button auf meinem CD-Player - endlos,
immer wieder - hat endlich wieder einen Sinn, eigentlich sogar zum ersten
Mal.
Holger Pauler
The Wire (GB) 7/03
..." I don´t go nowhere without my microphone," Raymond
Pettibon proclaims before reciting a choice selection of rock and rap
cliches with appropriately theatrical fourish. Augst supplies occasional
commentary while Blank piece together a patchwork of musical backdrops
with varying degrees of relevance to the text. For Pettibon´s Grand
Funk Railroad tribute "We´re An American Band" / think
I´m gonna have to teach the band how to trash hotel rooms",
quips Pettibon, pleading, "Please, come on." In a prime slice
of absurdist vaudeville, Korn responds with a suitably Grungy riff, while
Carl lays his clarinet aside to summon a leaden beat from his drum machine,
and a mildly distored Augst reiterates the intention to "tear that
hotel down".
Frankfurter Rundschau 7/03
Augst / Carl / Korn / Pettibon: Blank meets Pettibon
Am 31.Oktober 2001 bekam in der Kölner Philharmonie der amerikanische
Maler Raymond Pettibon den Wolfgang-Hahn-Preis der "Freunde und Förderer
des Museum Ludwig" verliehen. Direktor Kasper König wollte die
Kölner Ehrung mit einer angemessenen musikalischen Umrahmung schmücken
und wusste dafür das Frankfurter Klang-Kunst-Trio "Blank"
zu gewinnen. Sicherlich fand die Wahl unter dem Gesichtspunkt statt, hier
das nötige Mutationspotential für das ehrenhalber obilgatorische
musikalische Lorbeerbäumchen geboten zu bekommen.
Stimmt genau, möchte man nach Anhören der soeben bei GROB erschienenen
CD sagen, denn Oliver Augst (voice, no-input mixer, keyboard), Rüdiger
Carl (clarinet, keyboard, drum-machine, claviola) und Christoph Korn (guitar,
electronics) absolvierten ihre Aufgabe mit gewohnt sophistisch kalkulierter
Brillanz. In wohlwollender Indifferenz gegenüber allem, was als gärend,
drängend und keimend zum Guten Ton musikalischer Unmittelbarkeitsklischees
gehört. In kalkulierter Kühle feurige Differenz schaffen, das
gelingt immer wieder: als schöne Weise des Unterbrechens. Sie kommt
hier besonders pointiert zum Tragen denn Raymond Pettibon saß bei
der Feierstunde nicht nur in der ersten Reihe, sondern trat als "Pettibon(Voice)"
selber auf, womit das Frankfurter Blank-Trio zum Kölner Philharmonie-Quartett
mutierte. Pettibon spielte da die Rolle des rockigen, wildwachsenden Seitentriebs
mit vokaler Raubeinigkeit, die an seine Cover-Zeichnungen für Black
Flag und Minutemen aus den 80ern denken lässt (das Cover der Blank-CD
stammt übrigens auch von ihm). Die kühlen Blank-Klangkommandos
spielten ihm die Rolle des brüllenden Löwen zu, der letztlich
von den artistischen Dompteuren mit der langen Peitsche an der kurzen
Leine gehalten wurde.
Und einmal bitte fauchen - Pettibon brüllt los "the rock is
come back to You" und da gibt es dann doch noch ein Stück blanken
Rhythmus': durchgetackerte Minuten mit Trommelfell-Piercing - das sticht!
Nach 20 Minuten und 51 Sekunden war alles vorbei. usk
WOZ (CH) June03
Entstanden in Zusammenarbeit mit der Gruppe Blank, verknüpft dieses
Dokument die Punkvergangenheit von Pettibon mit dem Freemusic-Kontext
des Frankfurter Trios.
Während Pettibon scheinbar teilnahmslos Popslogans ins Mikrophon
bellt, schrubben, bohnern und kehren Blank hinter seinem Rücken mit
einer schwindelerregenden Dynamik.
Octopus (F), July 03
Sa recontre avec le trio d´improvisation allemand Blank marque un
tournant dans sa carriere......Raymond Pettibon est (preque) meilleur
pour jouer dans un groupe d´improvisation que pour en faire la pochette!
Blow Up (It) July 03
...fra improvvisazione libera e cabaret, teatralitá punk e tributi-parodia
improbabili....Se si tiene conto dell´evento musicato....tuto sto
dadaismo risulta certo meno campata in aria. Certemente rimane molto eccitante
Blow Up (It) July 03 translation
Blank meets Pettibon (CD Grob) (6t-20;49) Was fuer ein Quartett. Das Blank-
Trio aus Frankfurt (Oliver Augst,
Ruediger Carl, Christoph Korn) und der Zeichner Raymond Pettibon (ihr
werdet euch daran erinnern, dass er u.a. wunderschoene Cover Albums fuer
Gruppen der ehemaligen SST, wie Minutemen und Black Flag gezeichnet
hat). Das Trio macht Musik mit Tastatur, Klarinett, Drum Machine, Klavioline,
Gitarre und Elektronik. Er allein unterstuetzt das Ganze bloss
mit seiner Stimme. So entsteht ein faszinierendes und sonderbares Klanggemisch:
zwischen freier Improvisation und Kabarett, Punk- Manier (à la
Biafra) und unwahrscheinlichen Parodietributen (Be Careful What You Pay
For, Yo! Bum Rush The Show mehr als Were An American Band
das
tatsaechlich eher einer betrunkenen Szene aus: Dear Mr. Fantasy von den
Traffics aehnelt, die von elektronischen Geraeuschen verunstaltet
ist. Als musikalisches Ereignis ? fuer das die Pettibons vom Museum
Ludwig
in Koeln einen Preis bekommen haben- erscheint der ganze Dadaismus serioeser.
Jedenfalls bleibt das Konzert sehr anregend.
Felix Klopotek (GER)
The Frankfurt Trio Blank encounters classic improvisation with the sure-footed
and subversive gesture of contemporary anarchism. They work on small forms;
out of songs, elements of pop music, noise and theatrics (in the true
sense of the word) they cut out strange miniatures of free improvisation.
Clarinetist and multi-instrumentalist Rüdiger Carl, FMP veteran from
the very beginning, has already proven this "coolness" in various
groups of his own (with Cowws, in duo with Red Krayola mastermind Mayo
Thompson, with the artists Albert and Markus Oehlen). That he met the
Frankfurt text, theory and stage worker Oliver Augst (electronics, voice)
and Christoph Korn (electric guitar) five years ago was only logical.
All three curate the already legendary Pol Festival in the Frankfurt Mouson-Turm
and, above all, have released an excellent CD on FMP in 2000. Their music
is direct, dynamic, expressive, without thereby perpetuating once again
the dead history that is inherent in the adapted cliches. They not only
get the form into their music, but they re-liquefy it; they do not understand
the citation as citation, but as material. In the fall of 2001, they met
the American art star Raymond Pettibon in Cologne's Philharmonic concert
hall. (To punks Pettibon is no unknown. He drew the Black Flag and Minutemen
covers in the 80's.). Pettibon was awarded the Wolfgang Hahn prize from
the friends and supporters of the Ludwig Museum. Museum director Kaspar
König wanted an appropriate music accompaniment and invited Blank.
They, in turn, grabbed Pettibon and worked with the otherwise so introverted
artist on a group performance. And of course, everything ended up in a
wild improvisation in which Pettibon played the animator and inspirer.
This CD is really a full quartet recording! Pettibon did the cover work,
and in addition, his notes and text fragments are printed. Blank meets
Pettibon is a gripping hardcore-improvisation (that even gives us a smash
hit, "We're an American Band!") and documents the highly controversial
complete performance in the Cologne Philharmonic concert hall-after 20
minutes everything was over. Every wish had been fulfilled.
(c+p GROB 2003, translation: Bruce Carnevale)
Felix Klopotek
Das Frankfurter Trio Blank begegnet der klassischen Improvisation mit
dem souverän-subversiven Gestus des zeitgenössischen Anarchismus.
Sie arbeiten an der kleinen Form, schnitzen aus Songs, Elementen der Popmusik,
Noise und Theatralik (im wahrsten Sinne des Wortes) schräge Miniaturen
der freien Improvisation. Klarinettist uind Multiinstrumentalist Rüdiger
Carl, FMP-Veteran der ersten Stunde, hat schon in diversen eigenen Gruppen
(u.a. mit Cowws, im Duo mit Red-Krayola-Mastermind Mayo Thompson, mit
den Künstler Albert und Markus Oehlen) diese Coolness bewiesen. Dass
er vor fünf Jahren auf die Frankfurter Text-, Theorie- und Bühnenarbeiter
Oliver Augst (Elektronik, Stimme) und Christoph Korn (E-Gitarre) traf,
war da nur konsequent. Alle drei kuratieren das bereits legendäre
Pol-Festival im Frankfurter Mouson-Turm und haben aber vor allem eine
großartige CD auf FMP veröffentlicht (2000). Ihre Musik ist
direkt, dynamisch, expressiv, ohne dadurch die abgestorbene Geschichte,
die den adaptierten Klischees innewohnt, ein weiteres mal zu perpetuieren.
Sie holen nicht nur die Form in ihre Musik hinein, sie verflüssigen
sie auch wieder, begreifen das Zitat nicht als Zitat, sondern als Material.
Im Herbst 2001 trafen sie in der Kölner Philharmonie auf den amerikanischen
Künstlerstar Raymond Pettibon (übrigens selbst Punks nicht unbekannt:
Er zeichnete in den 80er Jahren die Black Flag- und Minutemen-Cover).
Pettibon bekam von den Freunden und Förderern des Museums Ludwig
den Wolfgang-Hahn-Preis verliehen. Museumsdirektor Kaspar König wünschte
sich eine angemessene musikalische Begleitung und lud Blank ein. Die wiederum
schnappten sich Pettibon und arbeiteten mit dem sonst so introvertierten
Künstler an einer gemeinsamen Performance. Und natürlich: am
Ende lief alles auf eine wilde Improvisation hinaus, in der Pettibon den
Animateur und Inspirator spielte. Tatsächlich ist diese CD eine vollwertige
Quartettaufnahme! Pettibon steuerte das Coverartwork bei, außerdem
sind seine Notizen und Textfragmente abgedruckt. Blank meets Pettibon
ist mitreißende Hardcore-Improvisation (die sich und uns sogar einen
Smash-Hit gönnt: »We're an American Band«!) und dokumentiert
den höchst umstrittenen kompletten Auftritt in der Kölner Philharmonie
- nach 20 Minuten war alles vorbei. Es blieben keine Wünsche offen.
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